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SPD SV Lebach 

Mitteilungen

28.08.2007

Sicherung des Schulstandortes Lebach

Anna Schmidt, Fraktionssprecherin SPD-Lebach

Die SPD fordert die Umwandlung der Erweiterten Realschule Lebach in eine (integrierte) Ganztagsgesamtschule in enger Kooperation mit den anderen am Standort Lebach vorhandenen Schulen

Der Stadtrat möge beschließen:

 

Der Stadtrat Lebach fordert die Umwandlung der Erweiterten Realschule Lebach in eine (integrierte) Ganztagsgesamtschule in enger Kooperation mit den anderen am Standort Lebach vorhandenen Schulen

 

 

 

 

 

 

Der Bericht des UN-Sonderberichterstatters Vernor Muñoz vom Rat für Menschenrechte hat den Skandal des deutschen Bildungssystems, der seit der 1. Pisa-Studie belegt ist, nochmals ins Bewusstsein gehoben: In keinem vergleichbaren Land hängt der Schulerfolg so sehr von der sozialen Herkunft ab wie in Deutschland. Muñoz bittet in seinem Bericht die Bundesregierung, "das mehrgliedrige Schulsystem, das sehr selektiv und sicher auch diskriminierend ist, noch einmal zu überdenken". Er plädiert dafür, das "extrem selektiv" gegliederte Schulsystem abzuschaffen, da es bei Kindern Angst und Widerstand auslöse (zitiert nach "Die Zeit" vom 22.3.2007).

Als Reaktion auf die anhaltende Kritik am dreigliedrigen Schulsystem haben einige Bundesländer die Reform ihres Systems beschlossen: Schleswig-Holstein wird Gemeinschaftsschulen (gemeinsamer Unterricht aller Schüler/innen von der ersten bis zur zehnten Klasse) einrichten; in Berlin startet man einen Pilotversuch "Gemeinschaftsschule", Hamburg diskutiert über "Stadtteilschulen", selbst Hessen schafft die Hauptschule ab und will bis 2015 flächendeckend "neue Schulen" einführen, die sich am Modell der integrierten Gesamtschule orientieren.

Im Saarland fordert selbst der Saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband mittlerweile "die Neugestaltung der Schullandschaft mit der Einführung einer zukunftsweisenden ‚Schule für alle’".

 

 

 

 

Warum eine integrierte Gesamtschule in Lebach?

 

Auch in Lebach stehen die Eltern der Kinder, welche die 4. Klasse der Grundschulen besuchen, vor der Frage: Welche Schule ist die richtige für mein Kind? Die Eltern wissen, dass ein qualifizierter Schulabschluss wesentlich über die Zukunftschancen ihres Kindes entscheidet. Viele wählen folglich das Gymnasium – auch dann, wenn es Zweifel gibt, ob das Kind den Anforderungen des G 8 gewachsen ist. Viele Kinder sind von der Stofffülle und dem schnellen Lerntempo des achtjährigen Gymnasiums überfordert; für sie bedeutet Schule Stress und viele Misserfolgserlebnisse. Nur ca. 50% der Kinder, die ins Gymnasium aufgenommen werden, schaffen "ohne Umwege" das Abitur. Diejenigen, die "abgeschult" werden, d.h., vom Gymnasium zur Erweiterten Realschule wechseln, müssen die prägende Erfahrung machen, den Anforderungen nicht genügt zu haben. Diese – für viele traumatische - Erfahrung sollte man ihnen ersparen, indem man ihnen eine Schule anbietet, in der alle Schüler/innen von einem Team aus Lehrern aller Lehrämter (Lehrbefähigung für Haupt-, Realschule oder Gymnasium) gemeinsam durch ihre gesamte Schulzeit begleitet werden, in der es keine Sortierung in verschiedene Bildungsgänge gibt.

Die steigenden Anmeldezahlen an den Gesamtschulen des Saarlandes verdeutlichen, dass mehr und mehr Eltern die frühe Sortierung ablehnen und eine längere gemeinsame Unterrichtung ihrer Kinder befürworten. Die Pisa-Sieger – wie z.B. Finnland – haben gezeigt, dass gemeinsames Lernen nicht nur die Lernerfolge aller Kinder vergrößert, sondern auch die soziale Kompetenz der Schüler/innen steigert.

Johann Comenius, der große Pädagoge, empfahl schon im 17. Jahrhundert: Man solle die "Langsamen unter die Geschwinden, die Schwerfälligen unter die Wendigen, die Hartnäckigen unter die Folgsamen" mischen. Wenn der Lehrer einen Begabten entdeckt, so soll er ihm zwei oder drei Langsamere zur Belehrung anvertrauen."

 

 

 

Warum eine echte Ganztagsschule?

 

Erzieherinnen und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer beklagen, dass die ihnen anvertrauten Kinder immer schwieriger würden; eine stets größer werdende Anzahl weise erhebliche Erziehungs- und/oder Lerndefizite auf oder habe Sprachdefizite aufgrund eines Migrationshintergrundes. Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig und eng mit den Veränderungen im sozioökonomischen und kulturellen Bereich verflochten; sie erfordern konsequente Gegenmaßnahmen. Ob es nun gefällt oder nicht: Die Bildungs- und Betreuungseinrichtungen sind in erheblichem Maße zum Reparaturbetrieb der Gesellschaft geworden und werden es verstärkt werden müssen. Um diese Aufgabe erfüllen zu können, müssen sie gesellschaftlich aufgewertet und finanziell und personell besser ausgestattet werden. Was Schulen im Halbtagesbetrieb nicht leisten können, müssen sie im Ganztagesbetrieb zu leisten versuchen. Der Nachmittag bietet den Kindern die Möglichkeit, ihre Hausaufgaben unter Aufsicht von Lehrern zu erledigen, sportliche und musische Fähigkeiten zu entwickeln bzw. zu vertiefen. Und nicht zuletzt bietet er Raum, damit Lehrer/innen und Schüler/innen sich jenseits des strengen 45-Minuten-Rhythmus des normalen Schulbetriebes (besser) kennen und (anders) schätzen lernen.

 

 

 

Sicherung des Schulstandortes Lebach!

 

Lebach ist traditionell Schulstandort; mit Ausnahme der Gesamtschule sind alle Schularten am Ort vorhanden; darauf ist man in Lebach stolz.

Die Entscheidung der CDU-Landesregierung, alle Grundschulen, die nicht mindestens zweizügig sind, zu schließen, hat das Aus für die Grundschulen in Aschbach, Dörsdorf, Eidenborn und in Gresaubach gebracht.

Auch die Erweiterte Realschule Lebach weist seit Jahren sinkende Schülerzahlen auf: Während im Schuljahrjahr 1997/98 noch 931 Schüler/innen (33 Klassen) die Schule besuchten, ist ihre Zahl im Schuljahr 2006/07 auf 496 (23 Klassen) gesunken; zum kommenden Schuljahr haben sich 64 Kinder an der Erweiterten Realschule angemeldet. Da die Kinder, die in den nächsten 10 Jahren auf weiterführende Schulen gehen werden, bereits geboren sind, wissen wir, dass die Zahl künftiger Schüler/innen weiter abnehmen wird und dass derzeit keine Trendumkehr ersichtlich ist. Für einige Schulstandorte kann diese Entwicklung zu einer Debatte über ihre weitere Existenzberechtigung führen.

Allen Verantwortlichen muss jedoch daran gelegen sein, vor Ort qualifizierte Schulabschlüsse anzubieten und vorhandene Standorte zu sichern. Dies gilt umso mehr, wenn der Schulträger die jeweilige Schule mit großem finanziellem Aufwand saniert hat oder – wie im Falle der Erweiterten Realschule Lebach jüngst geschehen – durch einen Anbau vergrößert hat.

Wie man einen vorhandenen Schulstandort sichern kann, zeigt das Beispiel der Erweiterten Realschule Ludwigspark in Saarbrücken, die derzeit noch rund 550 Schüler/innen hat: Sie wird ab diesem Schuljahr Zug um Zug in eine Gesamtschule umgewandelt. Die Schülerinnen und Schüler, die sich noch in der Erweiterten Realschule angemeldet hatten, können dort ihren Abschluss machen, die neuen Kinder werden schon in die Gesamtschule aufgenommen. An die Stelle der beiden getrennten Zweige – Hauptschul- und Realschulzweig – tritt ab der Klasse 7 eine Niveau-Differenzierung in Mathematik und den Sprachen, ab Klasse 8 und 9 kommen Deutsch, Chemie und Physik dazu; in allen anderen Fächern bleiben die Kinder zusammen. Diesen Weg schlagen wir auch für Lebach vor.

 

 

 

Vernetzung der vorhandenen Schulen!

 

In enger räumlicher Nähe befinden sich die Grundschule "St. Michael", die Erweiterte Realschule, die Förderschule "Erich Kästner" und das Berufsbildungszentrum. Die beiden Lebacher Gymnasien sind nur ca. 1 km entfernt.

Es bietet sich geradezu an, die Kompetenzen der verschiedenen Schulen für die Schülerinnen und Schüler durch verstärkte Kooperation nutzbar zu machen.

So sind die Lehrerinnen und Lehrer der Schule für Lernbehinderte Spezialisten/innen

im Unterrichten von Kindern mit Lernproblemen; es ist zu prüfen, ob Kinder der Grundschule und der dann eingerichteten Gesamtschule zu speziellen Fördermaßnahmen in die Erich-Kästner-Schule gehen können.

 

 

 

In Neunkirchen wird derzeit die Kooperation der dortigen Realschule mit dem Berufsbildungszentrum erprobt. Lehrer/innen des BBZ unterrichten Schüler/innen der Klasse 10 der Erweiterten Realschule in den Hauptfächern sowie in Chemie und Physik in sogenannten Abiturkursen. Auf diese Weise soll den Schüler/innen der Übergang in die Oberstufe erleichtert werden, welche in 3 Jahren zur Allgemeinen Hochschulreife führt.

Eine stärkere Verzahnung von ERS und Gymnasium mit dem Ziel, mehr Absolventen der Erweiterten Realschule den Zugang zum Abitur zu ermöglichen, versucht man derzeit auch in Völklingen. Dort haben die Erweiterte Realschule Hermann-Neuberger-Schule, die ERS Sonnenhügel und die Robert-Schuman-Schule Großrosseln einen Kooperationsvertrag mit dem Marie-Luise-Kaschnitz-Gymnasium abgeschlossen. Die 3 Schulen bilden eine gemeinsame Eingangsklasse der Oberstufe, welche als Klasse des Marie-Luise-Kaschnitz-Gymnasiums geführt wird. Die Schüler/innen werden von Lehrkräften des Gymnasiums und der Erweiterten Realschule unterrichtet.

Intention der Kooperation ist laut Vertrag:

"Ziel der Maßnahme ist es, die Absolventinnen und Absolventen der genannten Erweiterten Realschulen, die eine Berechtigung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe erworben haben, gezielter auf die Arbeitsweisen und die inhaltlichen Anforderungen der gymnasialen Oberstufe (….) vorzubereiten, damit sie ihre Bildungschancen im Rahmen des vorgegebenen Bildungssystems bestmöglich nutzen können." (zitiert aus dem Kooperationsvertrag)

 

 

Die SPD fordert die Verantwortlichen im Kultusministerium, beim Landkreis Saarlouis und in der Stadt Lebach auf, den Lebacher Schülerinnen und Schülern durch die beschriebenen Maßnahmen die Möglichkeit zu schaffen, ihre Bildungschancen bestmöglich nutzen zu können – Chancengerechtigkeit für alle!

 

 

Anna Schmidt, Fraktionssprecherin

 

 


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